SWR Kultur | Home Again | Audio
Genau an dem Wochenende, an dem die AfD ihren Landesparteitag in Ulm abhält, eröffnet das Stadthaus am 6. Oktober seine neue Foto-Ausstellung zum Thema Migration: „Home again“.
Frankfurter Algemeine Zeitung | Home Again im Stadthaus Ulm
Wo sind wir zu Hause? Mit dieser schwer zu beantwortenden Frage setzt sich die Ausstellung „Home Again“ mit 14 künstlerischen Positionen im Stadthaus Ulm auseinander.
Signal & Noise – Home Again im Stadthaus Ulm
Home Again
Migration – Zuhause – Erinnerung
Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm
06. Oktober 2024 – 12. Januar 2025
Die Gruppenausstellung HOME AGAIN zeigt zeitgenössische fotografische und Video-Positionen, die die Anpassungsfähigkeit einer sich rasant wandelnden Gesellschaft untersuchen. Die Künstler:innen blicken auf Antworten, die zu den globalen Transformationsprozessen formuliert werden. Wie finden Menschen während und nach Krisen zueinander? Wie zurück zu ihrer Mitte? Wie ihr, vielleicht auch neues, Zuhause? Adaption als Mittel zur Perpetuierung unserer Gemeinschaft.
Der Dreiklang aus Migration | Zuhause | Erinnerung bildet das Zentrum, um das sich die einzelnen Positionen gruppieren. Das Medium der Fotografie wird dabei zu einem Instrument, mit dem die Fotograf:innen weit über das Dokumentarische hinaus, bis hin in das Ideelle blicken. Die gezeigten Arbeiten formulieren und verfolgen Strategien, die auf dem Hintergrund der globalen Transformationsprozesse relevant erscheinen. Es sind elementare Themen wie der Klimawandel und dem damit verbundenen Zerfall von Lebensräumen oder die Massenmigration und die damit fortschreitende Fragmentierung unserer Gesellschaft.
Das Verschwinden von bekannten Strukturen, wie wir sie beispielsweise während des Social Distancings erlebt haben, ist beängstigend, gibt uns aber auch den Antrieb und die Freiräume, neue und stimmigere Ordnungen zu formulieren, und uns so neu zu beheimaten. Solche Klärungsprozesse und Fragestellungen sind es, die im Zentrum dieser Ausstellung stehen.
Sich der Ohnmacht zu widersetzen, die Kraft aufzubringen um bekannte Muster aufzugeben und sich in den neuen Realitäten wiederzufinden ist eine Antwort auf diese Krisen. Mit all unserer Resilienz leben wir in der Symbiose zu diesen Herausforderungen. Dies macht uns als Mensch aus, und bringt uns als Gemeinschaft zueinander. Selbst den existenziellsten Bedrohungen nähern wir uns auf diese Weise.
Home Again
Migration – Zuhause – Erinnerung
Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm
06. Oktober 2024 – 12. Januar 2025
The group exhibition Home Again features contemporary photography and video works that explore the adaptability of a rapidly changing society. The artists set out in search of responses to the global transformation processes that are shaping our world today. How do people come together during and after crises? How do they centre themselves again?
And how do they regain their grounding in what may be a new home? Adaptation as a means of perpetuating our community.
The triad of Migration | Home | Memory forms the scaffolding for grouping the diverse artworks. The medium of photography proves to be a tool that enables the artists to look far beyond the merely documentary, catching a glimpse of the ideal. The works on view formulate and pursue strategies that would appear relevant against the backdrop of global transformation processes. They thus address elementary issues such as climate change and the associated deterioration of habitats, or mass migration and the increasing fragmentation of our society as a result.
The vanishing of familiar structures, something we experienced in a pronounced manner during social distancing, may be frightening, but it also gives us an incentive and the freedom to conceive new and more coherent ways of ordering our lives so we can make a new home for ourselves. Such processes of clarification and questioning are at the very heart of this exhibition.
Resisting the feeling of powerlessness, mustering the strength to abandon old familiar patterns and master new life realities – this is one way to respond to these crises. With our considerable resilience, we are able to live in symbiosis with these challenges. This is what makes us human and brings us together as a community, enabling us to deal with even the most existential threats. It always pays to look closely and find out which solutions are best for the community. Because these are the answers that reveal a great deal about our values and understanding, about our longings and our lives together.Translation by Jennifer Taylor‐Gaid
Künstlerinnen und Künstler
M L Casteel, Hannah Darabi, Göran Gnaudschun, Andy Heller, Ulrike Kolb, Oliver Krebs, Eva Leitolf, Wiebke Loeper, Ute Mahler und Werner Mahler, Jana Sophia Nolle, Ingmar Björn Nolting, Peter Piller, Minna Rainio und Mark Roberts, Elena Subach
Kuratiert von Andy Heller und Oliver Krebs
Eröffnung
Sonntag, 6. Oktober 2024, 11:30 Uhr
Grußwort: Iris Mann, Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Soziales
Einführung: Christin Müller, Kunsthistorikerin und Autorin für Fotografie, Leipzig
Chrismon | Kulturbeutel
Kunst in der Parteizentrale
zum Blog von Johann Hinrich Claussen
„In einem weiten, hellen, ruhigen Raum sind Arbeiten von 15 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise Fragen von Migration, Zuhause und Erinnerung widmen. Dabei kommt es kein Mal, wie man vielleicht befürchten könnte, zu moraldidaktischen oder gar politpädagogischen Zurichtungen. Vielmehr begegnet man sehr eigenwilligen Erkundungen unserer Welt, manche fast reportagehaft, andere eher assoziativ oder konzeptionell. Eine Vielfalt schöner, anregender, erschreckender, verstörender Blicke. So sieht es aus, wenn jemand genau hinschaut.“
Signal & Noise - Home Again im Willy-Brandt-Haus
Home Again
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 3OG, 10963 Berlin
Fr., 1. Juli 2022 12:00 Uhr bis So., 25. September 2022 18:00 Uhr
Die Gruppenausstellung HOME AGAIN zeigt zeitgenössische fotografische und Video-Positionen, die die Anpassungsfähigkeit einer sich rasant wandelnden Gesellschaft untersuchen. Die Künstler:innen blicken auf Antworten, die zu den globalen Transformationsprozessen formuliert werden. Wie finden Menschen während und nach Krisen zueinander? Wie zurück zu ihrer Mitte? Wie ihr, vielleicht auch neues, Zuhause? Adaption als Mittel zur Perpetuierung unserer Gemeinschaft.
Der Dreiklang aus Migration | Zuhause | Erinnerung bildet das Zentrum, um das sich die einzelnen Positionen gruppieren. Das Medium der Fotografie wird dabei zu einem Instrument, mit dem die Fotograf:innen weit über das Dokumentarische hinaus, bis hin in das Ideelle blicken. Die gezeigten Arbeiten formulieren und verfolgen Strategien, die auf dem Hintergrund der globalen Transformationsprozesse relevant erscheinen. Es sind elementare Themen wie der Klimawandel und dem damit verbundenen Zerfall von Lebensräumen oder die Massenmigration und die damit fortschreitende Fragmentierung unserer Gesellschaft.
Das Verschwinden von bekannten Strukturen, wie wir sie beispielsweise während des Social Distancings erlebt haben, ist beängstigend, gibt uns aber auch den Antrieb und die Freiräume, neue und stimmigere Ordnungen zu formulieren, und uns so neu zu beheimaten. Solche Klärungsprozesse und Fragestellungen sind es, die im Zentrum dieser Ausstellung stehen.
Sich der Ohnmacht zu widersetzen, die Kraft aufzubringen um bekannte Muster aufzugeben und sich in den neuen Realitäten wiederzufinden ist eine Antwort auf diese Krisen. Mit all unserer Resilienz leben wir in der Symbiose zu diesen Herausforderungen. Dies macht uns als Mensch aus, und bringt uns als Gemeinschaft zueinander. Selbst den existenziellsten Bedrohungen nähern wir uns auf diese Weise.
Home Again
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, 3OG, 10963 Berlin
Fr., 1. Juli 2022 12:00 Uhr bis So., 25. September 2022 18:00 Uhr
The group exhibition Home Again features contemporary photography and video works that explore the adaptability of a rapidly changing society. The artists set out in search of responses to the global transformation processes that are shaping our world today. How do people come together during and after crises? How do they centre themselves again?
And how do they regain their grounding in what may be a new home? Adaptation as a means of perpetuating our community.
The triad of Migration | Home | Memory forms the scaffolding for grouping the diverse artworks. The medium of photography proves to be a tool that enables the artists to look far beyond the merely documentary, catching a glimpse of the ideal. The works on view formulate and pursue strategies that would appear relevant against the backdrop of global transformation processes. They thus address elementary issues such as climate change and the associated deterioration of habitats, or mass migration and the increasing fragmentation of our society as a result.
The vanishing of familiar structures, something we experienced in a pronounced manner during social distancing, may be frightening, but it also gives us an incentive and the freedom to conceive new and more coherent ways of ordering our lives so we can make a new home for ourselves. Such processes of clarification and questioning are at the very heart of this exhibition.
Resisting the feeling of powerlessness, mustering the strength to abandon old familiar patterns and master new life realities – this is one way to respond to these crises. With our considerable resilience, we are able to live in symbiosis with these challenges. This is what makes us human and brings us together as a community, enabling us to deal with even the most existential threats. It always pays to look closely and find out which solutions are best for the community. Because these are the answers that reveal a great deal about our values and understanding, about our longings and our lives together.
Translation by Jennifer Taylor‐Gaid
Curated by Andy Heller & Oliver Krebs
Ausstellungseröffnung:
Donnerstag, 30. Juni | 19:00 Uhr (Einlass 18:30 Uhr)
Dietmar Nietan MdB (Vorsitzender Freundeskreis Willy-Brandt-Haus)
Tamina Kutscher (Chefredakteurin dekoder.org)
Ingo Taubhorn (Chefkurator Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg)
Kuratiert von Andy Heller und Oliver Krebs
Künster:innen: ML Casteel, Göran Gnaudschun, Andy Heller, Ulrike Kolb, Oliver Krebs, Eva Leitolf, Wiebke Loeper, Ute Mahler und Werner Mahler, Jana Sophia Nolle, Ingmar Björn Nolting, Peter Piller, Minna Rainio und Mark Roberts, Elena Subach
Mit freundlicher Unterstützung
Home is where... you make it.
Home is where… you make it.
von Hanna Komornitzyk (07.09.2021)
Was bedeutet Heimat? Sieben Fotograf*innen gehen in der Ausstellung “MAKE IT HOME” der Frage nach, wie wir uns ob der allmählichen Selbstzerstörung des Menschen neu ein-, an- und verorten können. Noch bis zum 31.10.2021 in der Kommunalen Galerie Berlin.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, im Herbst 1944, flüchteten rund 56.000 Menschen vor dem Kriegsgeschehen in Finnland über die schwedische Grenze nach Haparanda. Eine Suche nach Bildern dieser Zeit bringt im Web mühelos zahlreiche Ergebnisse hervor. In Schwarz-Weiß zeigen sie Menschen, die ohne Hab und Gut in der Gemeinde Haparanda ankommen: auf Booten, in Zügen, zu Fuß. Es sind vertraute Szenen, die als Grundlage für Minna Rainios und Mark Roberts’ prämierten Kurzfilm They Came in Crowded Boats and Trains (2017) dienen: Bilder der Flucht, wie sie zur Zeit überall auf der Welt zu beobachten sind – und, so die zentrale Aussage des Films, schon immer zu beobachten waren. Bei Rainio und Robert reinszenieren aus dem Irak Geflüchtete die Geschichte basierend auf Briefen, Tagebüchern und Interviews. Der Film zeigt sie bei ihrer Reise durch stille skandinavische Landschaften. Sie sind Akteur*innen einer Parabel, die so naheliegend und doch eindrucksvoll ist: Rund 30.000 Menschen, die meisten unter ihnen Irakis, überquerten die gleiche Grenze im Jahr 2015 auf der Flucht vor dem Krieg in ihrem Land – jedoch auf entgegengesetztem Weg von Haparanda ins finnische Tornio. Migration ist so alt wie die Menschheit. Schon immer brachen unsere Vorfahr*innen auf lange und gefährliche Reisen mit der Hoffnung auf, ein sicheres Leben zu finden.
Die Ausstellung MAKE IT HOME ist bereits in ihrem Titel doppeldeutig: Es geht darum, zu Hause anzukommen an einem Ort, der erst Heimat werden muss. Sechs fotografische Projekte stellen den Prozess und das Paradox des Beheimatens auf ihre Weise dar. Ausgangspunkt für Oliver Krebs’ Serie Golden Record (2014-2016) ist ein absurdes Unterfangen der NASA aus den späten 1970er Jahren: Eine eigens gegründete Kommission sollte eine Bildauswahl für eine rein hypothetische exterrestiale Spezies treffen, die den Menschen in seiner Essenz zusammenfasst. Der aus 115 Bildern bestehende Katalog wurde schließlich auf einer goldenen Platte verewigt und auf eine – höchstwahrscheinlich erfolglose – Reise durchs All geschickt. Krebs stellt sich der selbst auferlegten Aufgabe in metaphorischer Weise. Seine Aufnahmen zeigen flüchtige Momente, die gelernt und erlebt uns immer da verorten, wo ein Gefühl des Vertrauten entsteht: das Spiel von Licht und Schatten auf einem Türrahmen, der Blick aus dem Autofenster auf eine nestartige Struktur, der Blick auf verspiegelten Bahnfenstern.
Göran Gnaudschun, Viktoria, aus der Serie: Are You Happy? Pigmentdruck auf Barytpapier, 54 x 39,5 cm, 2017, Courtesy Galerie Poll, Berlin
Are You Happy? (2017-2019) ist die Frage, die Göran Gnaudschun den Menschen in seiner Reihe stellt und deren Beantwortung bewusst offenbleibt. Ob kritisch, sehnsüchtig oder schlicht fragend – die Blicke der Portraitierten sind aufgeladen mit immer dem, was Betrachtende sehen wollen. Unterbrochen werden die Portraitaufnahmen von urbanen Szenerien, die gerade über die Anonymität der Stadt vertraut wirken. Wie bei Krebs sind es Momente, die etwas wie Heimat entstehen lassen. Genauso zeigen sie, mit welch banaler Komplexität der Mensch sich verortet hat: Gitterzäune, Autobahnauffahrten, Parkplätze, verwahrloste Grünflächen. Es sind vor allem Unorte, die uns im Alltag begegnen und unser Dasein dokumentieren. Juliane Zelwies schlägt in ihrer Videoinstallation Stubenhocker(2003) eine Brücke zur Natur: Über die Ausstellungsräume verteilt sind sieben kleine Überwachungsmonitore zu finden. In Endlosschleifen zeigen sie verschiedene lichtscheue Tiere in ihrem Unterschlupf. Wie zufällig angeordnet scheinen sie auf eine Parallelwelt zu verweisen und machen deutlich, dass ein Bedürfnis nach Sicherheit nicht exklusiv menschlich ist.
Juliane Zelwies, Stubenhocker 7 Kanal Videoinstallation, 3 – 11 min (div. Loops), 2003
Die wohl wichtigste Frage unserer Zeit ist jene, wie wir die uns drohende Zerstörung durch die Klimakatastrophe abwenden können. An sie gebunden sind zahlreiche Prozesse, denen Migration und Flucht zugrunde liegen. MAKE IT HOME zeigt nicht nur, dass Schutz und Sicherheit ein universelles Bedürfnis des Menschen darstellt – und somit als ein universelles und nicht verhandelbares Menschenrecht zu gelten hat, – sondern auch, dass Lebensräume und -realitäten in Relation stehen, sich immer verändert haben und keinesfalls an Nationen oder Einzelne gebunden sind. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Afghanistan, wo Menschen – verschuldet durch Bürokratie und Nachlässigkeiten unserer Regierung – das Recht auf ein sicheres Leben abgesprochen wird, klingt die Ausstellung doppelt nach. Statt zu fragen, wer beheimatet ist und Ortsansprüche geltend zu machen, sollte die Menschheit gemeinsam dafür sorgen, dass der Planet – der nun mal der einzige uns beheimatende ist – dauerhaft Heimat für alle Spezies bleiben kann.
Teilnehmende Künstler*innen: Göran Gnaudschun, Andy Heller, Oliver Krebs, Minna Rainio & Mark Roberts, Alec Soth, Juliane Zelwies
Ausstellung
15. August bis 31. Oktober 2021
Führung durch die Ausstellung am Sonntag, 12. September 2021, 12 Uhr
mit dem Co-Kurator Oliver Krebs und Norbert Wiesneth, Kommunale Galerie Berlin
Künstler*innengespräch am Sonntag, 10. Oktober 2021, 13 Uhr
Moderation Ingo Taubhorn, Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg
Kommunale Galerie Berlin | Hohenzollerndamm 176 | 10713 Berlin
T 030 9029 16704 (Galerie)
Kommunale Galerie Berlin
Zuhause auf der Straße
Zuhause auf der Straße
AUSSTELLUNGSBESPRECHUNG
Tagesspiegel
Gunda Bartels
29.08.2021
Heimelig war mal: Die Fotoschau „Make it Home“ in der Kommunalen Galerie Berlin
Irgendwo in diesem mit Asphalt und Beton versiegelten Niemandsland der Mehrzweckwürfel, Parkplätze und Straßen leben Menschen. Zu sehen sind sie nicht, doch, wenn man so genau hinschaut, wie das die Berliner Fotografin Andy Heller getan hat, entdeckt man ihre Spuren.
Ein paar Kissen und eine Decke, die tagsüber wie Müll am Straßenrand liegen, verwandeln sich nachts in die Schlafstätte eines Obdachlosen. Und ein Metallpfeiler, dessen vertikale Verstrebungen mit Pappe verkleidet sind, dient als Schrankersatz für die Habseligkeiten einer Person.
„CA 94103“ ist der Titel eine analog fotografierten Serie, die Heller in einem Viertel von San Francisco fotografiert hat, das von einem Autobahnkreuz dominiert wird. Selbst ein urbaner Unort wie dieser, der nur für Gewerbenutzung und Kurzaufenthalte zu taugen scheint, nutzen Menschen als Behausung.
Angesichts zerfallender Lebensräume, politischer und ökonomischer Umwälzungen und weltweiter Flüchtlingsströme, blickt die sieben Künstlerinnen und Künstler vereinende Fotoausstellung „Make ist Home“ in der Kommunalen Galerie Berlin auf den Begriff des Zuhauses und die Suche danach.
Den „Prozess des Sich-Beheimatens“ nennen die Kuratoren Andy Heller und Oliver Krebs das. Die beiden sind als Mitbetreiber der einstigen Produzentengalerie Loris in der Potsdamer Straße geübte Ausstellungsmacher.
Krebs, der über den Umweg der Malerei zur künstlerischen Fotografie gekommen ist, zeigt die Serie „Golden Record“. Sie ist von der Datenplatte der Voyager-Mission inspiriert, mit der die Nasa 115 repräsentative Bilder von der Erde auf die Reise zu etwaigen außerirdischen Intelligenzen schickte. Krebs betont dagegen die Subjektive eigener Wahrnehmung.
Er abstrahiert Plätze, Menschen, Hunde, Häuser, in dem er sie in nächtliches Dunkel taucht oder als Landschaftsausschnitt durch den Rahmen eines Autofensters aufnimmt. Stärker als dem Licht vertraut Krebs dem Schatten, was die Motive verrätselt und die Welt jeder Heimeligkeit entkleidet.
Alec Soth fotografiert in der Pandemie mit Iphone und Fernglas
Den befremdeten Blick auf das Bekannte teilt er mit dem Magnum-Fotografen Alec Soth, dem Potsdamer Göran Gnaudschun und dem in Finnland lebenden Künstlerpaar Minna Raino & Mark Roberts. Letztere verbinden in ihrem Kurzfilm „They Came in Crowded Boats and Trains“ die Geschichte von Flüchtlingen im Zweiten Weltkrieg mit der von irakischen Flüchtlingen, die 2015 über dieselbe Grenze nach Finnland kommen. In der Form eines Reanactments, dass das universelle Drama des Heimatverlusts und Neufangs plastisch erzählt.
Gnaudschun wiederum porträtiert in „Are you happy“ urbane Hässlichkei und ihren trotzigen Bewohner an der südlichen Peripherie von Rom. Alec Soth, die mit Iphone und Fernglas aus größtmöglicher sozialer Distanz während der Pandemie fotografieren Einwohner und Ecken von Minneapolis. Immer wieder erstaunt, wie wenig die menschengemachte Zivilisation am Wohl des Menschen interessiert zu sein scheint, wie wenig Schutz und Rückhalt die tristen Orte bieten. Sich hier zu beheimaten, muss Arbeit sein.
Umso erfreuter fällt der Blick auf die Minifernseher, die überall in der Ausstellung als Running Gag herumstehen. In Juliane Zelwies‘ witziger Videoinstallation „Stubenhocker“ kann man lichtscheue Tiere beobachten, die mal vorwitzig, aber meist vorsichtig wittern aus ihrem Bau schauen. Murmeltier, Erdmännchen, Sumpfmangusten, die lieber nesten als sich den Gefahren der Außenwelt auszusetzen. Nur ist das auf Dauer weder für Tiere noch für die meisten Menschen eine Option. Genau da beginnt das Drama.
Golden Record - MAKE it HOME Kommunale Galerie
MAKE it HOME
Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin
15. August bis 31. Oktober 2021
Göran Gnaudschun
Andy Heller
Oliver Krebs
Minna Rainio & Mark Roberts
Alec Soth
Juliane Zelwies
Ausstellung
15. August bis 31. Oktober 2021
Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 15. August 2021, 13 Uhr
draußen vor der Galerie
Einführung Barbara Hofmann-Johnson, Direktorin Museum für Photographie Braunschweig
Führung durch die Ausstellung am Sonntag, 12. September 2021, 12 Uhr
mit dem Fotograf und Co-Kurator Oliver Krebs und Norbert Wiesneth, Kommunale Galerie Berlin
Künstler*innengespräch am Sonntag, 10. Oktober 2021, 13 Uhr
Moderation Ingo Taubhorn, Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg
Soft-Finissage am Sonntag, 31. Oktober 2021, 14-17 Uhr
mit Göran Gnaudschun, Andy Heller, Oliver Krebs
Kuratiert von Andy Heller & Oliver Krebs
Die Gruppenausstellung MAKE it HOME zeigt fotografische und Video-Positionen, die auf den Prozess des Sich-Beheimatens schauen. Göran Gnaudschun, Andy Heller, Oliver Krebs, Minna Rainio & Mark Roberts, Alec Soth und Juliane Zelwies untersuchen, wie und wo die Aneignung von Orten geschieht. Dies scheint gerade in Zeiten des elementaren Wandels relevant. Das Verschwinden von bekannten Strukturen, wie wir sie beispielsweise während des social distancings erleben, der Zerfall von Lebensräumen sowie Migration verlangen dem nach einem Zuhause Suchenden viel ab. Ein Zuhause wird uns nicht gegeben, sondern wir müssen es erschaffen. Dies ist ein aktiver Prozess, in dem wir uns von unserer Herkunft, sei es geografisch oder kulturell, emanzipieren müssen, um wieder zu Hause anzukommen.
This exhibition MAKE it HOME shows contemporary photography and video works dealing with the subject of “being at home”. Göran Gnaudschun, Andy Heller, Oliver Krebs, Minna Rainio & Mark Roberts, Alec Soth and Juliane Zelwies each investigate the appropriation of places – an issue of particular relevance in times of fundamental change. The loss of habitat, structural re-adjustment, and mass immigration do not make it easy for those seeking a new home. Home is not a given, we have to create it. It is an active process, through which we must liberate ourselves from our origins – be they geographic or cultural – to find our home once more.
FAPA 2020 – Fine Art Photo Awards
FAPA 2020 – Fine Art Photo Awards
Very pleased to see two nominations, the images from the book Signal & Noise as well as the series Golden Record, in the category Street Photography Professional, at the Fine Art Photo Awards 2020.
Über die zweifache Nominierung mit den beiden Serien Signal & Rauschen sowie Golden Record, in der Kategorie Street Photography Professional, beim den Fine Art Photo Awards 2020, habe ich mich sehr gefreut.