Den Kompromiss mit der Wirklichkeit muss ich erst noch finden
Den Kompromiss mit der Wirklichkeit muss ich erst noch finden
EIKON Schaufenster | Electric Avenue | quartier21/MQ, Museumsplatz 1 | 1070 Wien
29.10.–19.11.2016
EIKON und LORIS, die Berliner Produzentengalerie mit den methodischen Schnittstellen Fotografie, Video und Installation, kooperieren anlässlich des diesjährigen Europäischen Monats der Fotografie. So gelangen mit EIKON zwei junge österreichische Fotokünstler in die Räume der Galerie in Berlin, und die KünstlerInnen von LORIS werden ihre Arbeiten im EIKON Schaufenster präsentieren. Die Ausstellung in Wien orientiert sich dabei an dem Berliner Thema zum Monat der Fotografie „Umbrüche und Utopien – das andere Europa“ und ermöglicht somit einen Blick auf die deutsche Hauptstadt.
Für die KünstlerInnen stellen „Umbrüche und Utopien“ kein rein gegenwärtiges, sondern vielmehr ein sich durch die Zeiten ziehendes Phänomen dar. Dies formuliert auch der Ausstellungstitel Den Kompromiss mit der Wirklichkeit muss ich erst noch finden: Ist es möglich, dass ein Umbruch jemals abgeschlossen ist, oder folgt nicht vielmehr aus dem Prinzip des gesellschaft – lichen Fortschritts, dass jeder Umbruch eine neue Utopie begründet, im Sinne von: nach dem Wandel ist vor dem Wandel?
Die Arbeiten befassen sich konkret mit Systemumbrüchen, die in der inter nationalen Städteplanung sichtbar werden, mit dem „Coming of Age“, dem persönlichen Umbruch in der Biographie eines jeden Menschen, sowie mit Fragen nach Original und Abbild, die in Form von performativen Versuchen die utopische Idee eines „Ganzen“ dekonstruieren.
Gruppenausstellung MdF 2014, Wien: Den Kompromiss mit der Wirklichkeit muss ich erst noch finden
The artists from Galerie Loris believe that “Upheavals and Utopias,” far from being purely contemporary phenomena, are pervasive in history. The title of their exhibition, The compromise with reality is something I still need to find, frames a similar idea: Can a process of profound change ever reach a conclusion? Might not the principle of social progress imply that every upheaval begets a new utopia—that after the transition is before the transition?
The works examine concrete instances of systemic change as manifest in international urban planning as well as the “coming of age” as a phase of profound change in the individual biography, and address questions of originality and derivativeness in performative experiments that deconstruct the utopian idea of an “integral whole.”
participating artists:
Sophie Aigner, Ulrike Hannemann, Andy Heller, Ruth Hommelsheim, Ulrike Kolb, Oliver Krebs, Julia Müller, Nina Wiesnagrotzki
EIKON Schaufenster: The compromise with reality is something I still need to find
When: November 14, 2014–February 13, 2015, daily 10am–10 pm
Opening: November 13, 2014, 7 pm
Where: EIKON Schaufenster , Electric Avenue, quartier21/MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Fotografien | 2009 - 2016

Fotografien | 2009 – 2016
Katalog mit 37 Abbildungen | Texte Andreas Schlägel und Oliver Krebs
42 Seiten, 21 x 24,5 cm | Klebebindung
Bilder aus dem Hinterland unseres Selbst
Die Fotografien von Oliver Krebs dokumentieren fiktive Momente in einer alltäglichen Realität, seine Schnappschüsse halten gefundene Momente fest, die dennoch sorgfältig inszeniert sind. Nicht um im Bild theatralisch überhöht oder monumentalisiert zu werden, und noch weniger um Authentizität zu behaupten.
Für den Fotografen bilden sie „ein Hinterland unseres Selbst. Gestaltung rückt in weite Ferne. Was bleibt ist eine nüchterne Direktheit.“
Die Menschen, die hier auftauchen, sind kaum erkennbar, lediglich halb anwesend. Sie halten sich fast immer an Orten des Übergangs auf, die kaum je genauer benannt werden können, anonym wirkende Transiträume. In einer Bildsprache die sich aus architektonischen Details speist, werden Passanten, Spiegelungen, Schatten, Licht, durch Sichtachsen zusammengeführt und zu einander in Beziehung gesetzt, wenn auch nur für einen Moment, im Auge des Betrachters und im Bild des Fotografen. Silhouetten hinter schmutzigen Scheiben, Schatten pflanzlichen Wildwuchses, das Spiel des Lichts auf einer geknautschten Baufolie oder auf Platten, die als Verkleidung eines Gebäudes dienen, und deren Fugen ein nicht ganz regelmässiges Raster erzeugen, sind diese Aufnahmen von beinahe provozierender Beiläufigkeit. Aber in derartigen Kombinationen lässt sich bei aller Banalität eine subjektive Wahrnehmung nachvollziehen, die an einer malerischen Auseinandersetzung mit der visuellen Umgebung geschult ist. Wie in der Sicht durch eine Gardine auf eine Rakete: unterschiedliche und gegensätzliche Ebenen bindet der Künstler in seine Bilder ein, und verbindet zufällige und konstruierte Ereignisse zu komplexen Bildkompositionen. In diesen zeichnen sich Themenfelder ab, die Entgrenzung und Subjektivität anhand dem Wechselspiel von physischen und symbolischen Grenzen im zeitgenössischen urbanen Raum thematisieren.
Andreas Schlägel
Images from the outback of our self
The photographs by Oliver Krebs document fictional moments in an everyday reality; his snapshots capture found moments which are carefully staged. This is not for them to become theatrically elevated or monumentalized, much less to claim for authenticity.
For the photographer they form a “outback of our self. Leaving design behind. What remains is some sober directness”.
The people appearing here are difficult to discern, are only halfway present. Almost always they occupy anonymous-seeming transit spaces which for the most part defy more precise definition. In a visual language informed by architectural detail, passers- by, reflections, shadows, and light are brought together by visual axes, and are set in relation to one another, if only for one moment, in the eye of the beholder, and in the image by the photographer. Exposures of silhouettes behind dirty window, of shadows cast by proliferating vegetation, of the play of light on crumpled plastic sheetingor siding panels with the gaps in between creating an ever so slightly irregular grid pattern, are of near provocative casualness.Yet within combinations of such type, and notwithstanding any utter banality about them, a subjective perception can be reconstructed which is trained by a painterly examination of the visual environment. As is the case with the view through a
drape onto a rocket: the artist incorporates different and opposing planes into his pictures and combines both arbitrary and constructed events into complex visual compositions. Therein thematic fields emerge exploring dissolution and subjectivity by way of the interplay of physical and symbolic boundaries within contemporary urban space.
Andreas Schlägel
TOWARD THE unKNOWN
TOWARD THE unKNOWN
Galerie b2_ Leipzig, Spinnereistrasse 7, Gebäude 20 | C-Print Aludibond | 60x90cm | 2015
27.2. – 19.3. 2016
English translation | Toward the unknown
Mit der Ausstellung 12 ISSUES | TOWARD THE unKNOWN findet in der Galerie b2_ eine Gastausstellung mit der Galerie Loris aus Berlin statt.
Loris ist ein Projekt von derzeit zwölf KünstlerInnen aus Berlin, mit einem Galerieraum in der Potsdamer Straße, dessen programmatischer Schwerpunkt seit 2007 Fotografie, Video und Installation ist. Diese Medien bilden die methodischen Schnittstellen der an Loris beteiligten KünstlerInnen. Themen wie Urbanität und Natürlichkeit, Identitätskonstruktionen versus kollektiver Gesellschaftskörper, Gedächtnisprozesse und Wissensspeicher bezeugen eine inhaltliche Vielfalt. Bei aller Heterogenität der Ansätze verbindet sie der Versuch, mit den Mitteln der Kunst die erfahrbare Realität kritisch einzufangen, zu transformieren und darüber hinaus an den Rändern der jeweiligen Medien zu experimentieren. Mit Loris ist so eine Plattform entstanden, die es KünstlerInnen gestattet, frei zu agieren und an visuellen, aber auch an gesellschaftlichen, politischen und sozialen Ausformungen künstlerischer Fragestellungen zu arbeiten.
Gruppenausstellung mit Arbeiten von Sophie Aigner, Oliver Dignal, Paulina Gimpel, Ulrike Hannemann, Andy Heller, Ruth Hommelsheim, Werner Huthmacher, Ulrike Kolb, Oliver Krebs, Jan Lemitz, Standard Euro, Nina Wiesnagrotzki
Toward the unknown
With the exhibition 12 ISSUES | TOWARD THE unKNOWN Galerie Loris, Berlin will be a guest at Galerie b2_ in Leipzig. Founded in 2007, Loris is a project of currently twelve Berlin-based artists, located on Potsdamer Strasse with an exciting programmatic focus on photography, video, and installation. Topics such as urbanity and nature, identity vs. collective social body, memory processes and knowledge storage testify to a diversity of content. Notwithstanding this heterogeneity of approaches, the artists are unified through their attempt at critically capturing and transforming tangible reality with artistic means and, beyond this, experimenting on the fringes of their respective media. Loris is a platform that allows artists to act freely, and to work on visual, yet also social/societal and political, concretions of artistic questioning.
Download PDF 2,5MB: loris_im_b2
Spezialisten leisten immer etwas besonderes
Spezialisten leisten immer etwas besonderes
Galerie Loris, Berlin | C-Print | 30x40cm | 2014
5.09.–2.10.2015
English translation | Specialists always accomplish the extraordinary
Das Expertentum ist schon lange nicht mehr auf den Bereich der Antiquitäten und der Medizin beschränkt. Mittlerweile werden überall gängige Fachkompetenzen und Gutachten als sogenannte Expertisen bezeichnet. Politische Entscheidungen werden nicht mehr ohne die vorherige Konsultation eines oder mehrerer Experten getroffen. Die Zeitungen berichten in allen denkbaren Zusammenhängen von Experten.
Wir haben dieses Phänomen des allgegenwärtigen Expertentums in unserem Leben zum Anlass genommen, uns zu fragen, wie genau Künstler eigentlich beim Umsetzen von Themen, die z.B. aus dem Bereich der Wissenschaften oder derTierwelt oder aus der Welt der Alltagsgegenstände entnommen sind, umgehen.
Das Ergebnis dieser Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dieser Fragestellung ist die kommende Ausstellung in der Galerie Loris. Die zusammengetragenen Arbeiten eröffnen einen Dialog mit einem oder mehreren ausgewählten Spezialisten, die zu einem inhaltlichen oder formalen Element Stellung nehmen. Dabei sind die Vorgehensweisen sehr unterschiedlich: die abgefragte fachliche Kompetenz regt bei einigen Arbeiten als beigestellter Kommentar zu einer assoziativen Lesart an, andere Arbeiten sind eine eigene Umsetzung des Experten-Beitrags, die darin nicht zuletzt auch eine irrwitzige Komponente tragen.
Die hier nur ausschnittweise Betrachtung dieses Phänomens könnte, ganz nebenbei, zu Überlegungen anregen, die in einer Welt des Expertentums nicht auch die Relevanz des gesunden Menschenverstands und der Lebenserfahrung als Gradmesser und Richtungsweiser betreffen.
An urban planner and a counter-insurgency expert on why gossip is a good thing.
Gruppenausstellung mit Arbeiten von Oliver Dignal, Paulina Gimpel, Ulrike Hannemann, Andy Heller, Ruth Hommelsheim, Werner Huthmacher, Ulrike Kolb, Oliver Krebs, Standard Euro, Nina Wiesnagrotzki
Specialists always accomplish the extraordinary
Expertise has long transgressed the limited fields of antiques and medical science. Meanwhile, established professional competence and opinion are generally termed expertise. Political decisions are no longer taken sans prior consultation with one or several experts. Newspapers report on experts in any conceivable context.
We took this phenomenon of ubiquitous expertise in our life for an occasion to investigate how exactly artists go about interpreting subjects derived, for instance, from the fields of sciences, the animal world, or the sphere of quotidian objects, and expert knowledge enters their works.
The result of our occupation and confrontation with that question is the upcoming exhibition/open space at Galerie Loris. The works gathered form a dialog with one or several select specialists commenting on a content-related or formal element. The approaches here are quite different in nature: The professional competence called for with some works inspires, as a complementary comment, an associative reading; other works are in themselves a permutation of the expert’s contribution and thus bear not in the least an absurd component.
The – here only fragmentary – observation of this phenomenon might in passing initiate considerations as to the relevance as yardsticks and trendsetters common sense and life experience still enjoy in a world of expertise.
An urban planner and a counter-insurgency expert on why gossip is a good thing.
DISPLAyCING THE PRESENT
DISPLAyCING THE PRESENT
Galerie Loris, Berlin | C-Print auf Aludibond | 60x94cm | 2014
25.4.–23.5.2015
English translation
Ein Text, wie Sie ihn nun vor sich haben, soll ein Interesse wecken, in eine Ausstellungeinführen, den Betrachter in eine Haltung versetzen.
Zu oft jedoch vermag er als zwingender Brückenschlag in den Ausstellungskontext bloß eine seltsame Überleitung darzustellen, eine Spur in die Ausstellung und zwischen die gezeigten Arbeiten auszulegen, der der Betrachter nur nachzukommen hat. Doch diese Spur würde zielgerichtet einen Endpunkt implizieren.
Verbleibt man beim Bild des Brückenschlages, so ist doch die Fotografie die Manifestierung eines Zwischen. Je nach Blickrichtung stemmt sie sich, schier nicht auszumachen und in ihrer Form doch so habhaft, zwischen Davor und Danach, macht Gegenwart erst abbildbar.
Roland Barthes, der hier, wie so oft, zum Tragen kommt, hat bereits die Katastrophe(1) umschrieben, die die Fotografie in diesem temporalen Dauerabklatsch – Hand auf Hand, auf Hand, auf Hand etc. – darstellt.
Denn durch eine Fotografie kann schmerzlich bewusst werden, wie sehr sie im Moment ihrer Entstehung bereits die Gegenwart verdrängt hat und damit ein Zeugnis davon ist, dass nun alle Brücken zum Geschehenen abgerissen sind bzw. einstürzen werden.
DISPLAyCING THE PRESENT unternimmt den ehrlichen Versuch, keinen Ausstellungsparcours zu beschreiben, den es in Richtung zu etwas Schlüssigem abzulaufen gilt, sondern vielmehr sich an seinen brüchigen Kanten entlang zu tasten,Bruchstücke zum nächsten Schauplatz mitzutragen, Rudimente auf ihre Passform zu überprüfen, Zusammenhängendes aufzuspüren oder auseinander zu dividieren.
(1) “What pricks me is the discovery of this equivalence. In front of the photograph of my mother as a child, I tell myself: She is going to die: I shudder… over a catastrophe which has already occurred. Whether or not the subjectis already dead, every photograph is this catastrophe.”
Roland Barthes, Camera Lucida: Reflections on Photography
DISPLAyCING THE PRESENT
A text like the one before you is supposed to arouse an interest, introduce to an exhibition, and place the viewer in a position. Too often, however, compelling bridge building into the exhibition context that it is, it is capable of no more than representing an odd passage, of laying out a track into the exhibition and between the exhibits the viewer merely has to follow. Yet, purposefully, this track would imply a terminal point.
Staying with the image of bridge building, photography is thus quite the manifestation of an in-between. According to perspective it stems itself, downright indiscernible yet in its form so very tangible, between the prior and the afterwards, making the present depictable in the first place. Roland Barthes, coming to bear here as he does so often, already outlined the catastrophe (1) represented by photography in this temporal constant replication – hand on hand, on hand, on hand etc. Since by way of a photograph the painful awareness may result of how thoroughly it, the photograph, has at the moment of its genesis already usurped the present, thus being evidence of all bridges to what took place now pulled down or going to collapse, respectively.
DISPLAyCING THE PRESENT honestly attempts to describe not some exhibition circuit to be paced off in the direction of something conclusive, but one to be traced along its brittle edges in order to carry fragments over to the next venue, to check rudiments for proper fit, to track down, or divide apart, what is connected.
“What pricks me is the discovery of this equivalence. In front of the photograph of my mother as a child, I tell myself: She is going to die: I shudder… over a catastrophe which has already occurred. Whether or not the subjectis already dead, every photograph is this catastrophe.”
Roland Barthes, Camera Lucida: Reflections on Photography
Gruppenausstellung mit Arbeiten von Sophie Aigner, Oliver Dignal, Paulina Gimpel, Standard Euro, Ulrike Hannemann, Andy Heller, Ruth Hommelsheim, Werner Huthmacher, Ulrike Kolb, Oliver Krebs, Nina Wiesnagrotzki
Colours we breathe
Colours we breathe
Galerie Loris, Berlin | C-Print | 60x40cm und 90x90cm
Entstanden zwischen 2014 – 2015
10.01. – 07.02.2015
Bilder aus dem Hinterland unseres Selbst
Die Fotografien von Oliver Krebs dokumentieren fiktive Momente in einer alltäglichen Realität, seine Schnappschüsse halten gefundene Momente fest, die dennoch sorgfältig inszeniert sind. Nicht um im Bild theatralisch überhöht oder monumentalisiert zu werden, und noch weniger um Authentizität zu behaupten.
Für den Fotografen bilden sie „ein Hinterland unseres Selbst. Gestaltung rückt in weite Ferne. Was bleibt ist eine nüchterne Direktheit.“
Die Menschen, die hier auftauchen, sind kaum erkennbar, lediglich halb anwesend. Sie halten sich fast immer an Orten des Übergangs auf, die kaum je genauer benannt werden können, anonym wirkende Transiträume. In einer Bildsprache die sich aus architektonischen Details speist, werden Passanten, Spiegelungen, Schatten, Licht, durch Sichtachsen zusammengeführt und zu einander in Beziehung gesetzt, wenn auch nur für einen Moment, im Auge des Betrachters und im Bild des Fotografen. Silhouetten hinter schmutzigen Scheiben, Schatten pflanzlichen Wildwuchses, das Spiel des Lichts auf einer geknautschten Baufolie oder auf Platten, die als Verkleidung eines Gebäudes dienen, und deren Fugen ein nicht ganz regelmässiges Raster erzeugen, sind diese Aufnahmen von beinahe provozierender Beiläufigkeit. Aber in derartigen Kombinationen lässt sich bei aller Banalität eine subjektive Wahrnehmung nachvollziehen, die an einer malerischen Auseinandersetzung mit der visuellen Umgebung geschult ist. Wie in der Sicht durch eine Gardine auf eine Rakete: unterschiedliche und gegensätzliche Ebenen bindet der Künstler in seine Bilder ein, und verbindet zufällige und konstruierte Ereignisse zu komplexen Bildkompositionen. In diesen zeichnen sich Themenfelder ab, die Entgrenzung und Subjektivität anhand dem Wechselspiel von physischen und symbolischen Grenzen im zeitgenössischen urbanen Raum thematisieren.
Andreas Schlägel
Images from the outback of our self
The photographs by Oliver Krebs document fictional moments in an everyday reality; his snapshots capture found moments which are carefully staged. This is not for them to become theatrically elevated or monumentalized, much less to claim for authenticity.
For the photographer they form a “outback of our self. Leaving design behind. What remains is some sober directness”.
The people appearing here are difficult to discern, are only halfway present. Almost always they occupy anonymous-seeming transit spaces which for the most part defy more precise definition. In a visual language informed by architectural detail, passers- by, reflections, shadows, and light are brought together by visual axes, and are set in relation to one another, if only for one moment, in the eye of the beholder, and in the image by the photographer. Exposures of silhouettes behind dirty window, of shadows cast by proliferating vegetation, of the play of light on crumpled plastic sheetingor siding panels with the gaps in between creating an ever so slightly irregular grid pattern, are of near provocative casualness.Yet within combinations of such type, and notwithstanding any utter banality about them, a subjective perception can be reconstructed which is trained by a painterly examination of the visual environment. As is the case with the view through a
drape onto a rocket: the artist incorporates different and opposing planes into his pictures and combines both arbitrary and constructed events into complex visual compositions. Therein thematic fields emerge exploring dissolution and subjectivity by way of the interplay of physical and symbolic boundaries within contemporary urban space.
Andreas Schlägel
Januar 1, 2015
Anlanden
Anlanden
Galerie Loris, Berlin | 6.9.– 4.10. 2014
C-Print auf Aludibond | ca. 60x90cm | 2013 – 2014
English translation | Going Ashore
Ausgangspunkt dort war die Definition des Begriffes „Kartografie“ von Judith Schalansky (Atlas der abgelegenen Inseln). Sie beschreibt darin die Poesie des Atlas, den Akt des Aufsuchens fremder Orte und die maßlose Sehnsucht nach der ganzen Welt. Auf das von ihr beschriebene Fernweh und Reisen antworten wir nun mit einem „Ankommen“, das sowohl den Umzug der Galerie in die Potsdamer Straße und das Erkunden des neuen Ortes beschreibt, als auch die Beschäftigung mit dem Begriff in einer abstrakteren Form. Zentrum der Ausstellung Land in Sicht war eine kollektive Wandcollage. Auch diesmal erweitert eine Gemeinschaftsarbeit die Einzelpositionen. Die KünstlerInnen haben für Anlanden eine Raumprojektion entwickelt, die eine Art Vermessung der neuen Räume bildet und somit wiederum das Anlanden am neuen Ort thematisiert. Die heterogenen Einzelpositionen der KünstlerInnen fügen sich in und mit diesem Raumkonzept zu einer Gesamtinstallation zusammen.
„Ein Territorium ist immer auf dem Weg zur Deterritorialisierung, zumindest potentiell, auf dem Weg zum Übergang zu anderen Gefügen, selbst auf die Gefahr hin, dass das andere Gefüge eine Reterritorialisierung in Gang setzt (irgend etwas, das dem Zuhause entspricht)…“
Wir wünschen uns mit Ihnen einen guten Start in unserem neuen Territorium und werden auch während der Art Week mit verlängerten Öffnungszeiten und Aktionen präsent sein.
Zitat: Deleuze/Guattari: Tausend Plateaus, S.445

Going Ashore
The starting point there was the term “cartography” as defined by Judith Schalansky (Atlas der abgelegenen Inseln [Atlas of Remote Islands]). Therein she describes the poetry of the atlas, the act of travel to foreign places, and the boundless desire for the entire world. The wanderlust and travel described by her we now respond to with an “arrival” pertaining to the gallery’s move to Potsdamer Straße and reconnoitering of the new location as well as to an investigation of the term in a more abstract way. The centerpiece of the exhibition Land in Sicht was a collective wall collage. This time around, too, a group effort expands the individual positions. For Anlanden the artists have developed a spatial projection amounting to something of a survey of the new premises, thus thematizing anew the going-ashore at a new location. Within and by way of this spatial concept the artists’ heterogeneous individual positions merge to an aggregate installation.
A territory is always bound for de-territorialization, at least potentially, bound for transition to other structures, even at the risk of the other structure initiating a re-territorialization (anything akin to home) …
We wish for a good start with you in our new territory and shall be ready as well during Art Week with extended opening hours and special activities.
Unterwegs nach dem Mehr
Unterwegs nach dem Mehr
Galerie d21 Leipzig | C-Print | 60x90cm | 2012 / 2013
23.5-15.6 2014
Wir agieren in Wunschwelten und sprechen in Euphemismen, um die Drastik täglicher Geschehnisse zu mildern. Unsere Suche ist dabei eine ständige Reise zum Schönen und Vollkommenen, aber auch zum Scheinhaften und Trügerischen. Die Durchdringung unseres Lebens mit diesem Wunsch geht soweit, dass er uns ein Bedürfnis ist. Das eigene Scheitern blenden wir oft aus oder behandeln es als Makel, den es zu verstecken gilt. Unsere permanente Suche nach dem >Mehr< scheint dabei desto stärker zu werden, je schwieriger es zu erreichen ist, weil sich Fragmentarisches, Unentschiedenes und Unvollkommenes immer häufiger in unsere Leben drängen. Die Ausstellung »Unterwegs nach dem Mehr« zeigt in zehn verschiedenen künstlerischen Positionen wie stark sich unsere Vorstellungen von Glück noch immer auf einen verheißenen Ort beziehen – lokal und metaphorisch zugleich. In unterschiedlichen Sujets greifen die Künstler ihre Beobachtungen auf, sezieren sie durch die wiederholte Aufreihung gleicher Bilder, hinterfragen unsere Suche, in dem sie Strukturen offenlegen oder dokumentieren die Dinge unseres Strebens nach dem Schönen.
Land in Sicht
Land in Sicht
Galerie Loris, Berlin | Diasec | ca. 80×110 cm | Entstanden 2008
26.4.–24.5.2014
Karten sind uns sehr vertraut. Mit unserem Smartphone tragen wir immer welche bei uns, bereit, sie jederzeit und an jedem Ort zu konsultieren. Sie helfen uns, uns zu orientieren und unsere Wege durch Städte und Landschaften zu finden. Dabei vergessen wir schnell, dass Kartografie eng verknüpft ist mit Herrschaftswissen und Macht. Nicht nur politische Karten, die Grenzverläufe markieren und Herrschaftsgebiete aufteilen, sind von machtpolitischer Bedeutung. Auch topografische Karten mit ihren feinen Linien und farbigen Markierungen, die Erhebungen und Gräben Sichtbarkeit verleihen sowie geografische Territorien visuell verorten, fungieren als Herrschafts-instrumente; sie dienen mitunter auch als Werkzeuge der Kriegsführung.
Doch wenn wir den Atlas aufschlagen und das Spiel von Farben und Formen betrachten, können wir leicht dem ästhetischen Reiz der Karten verfallen:
„Die Kartografie sollte endlich zu den poetischen Gattungen und der Atlas selbst zur schönen Literatur gezählt werden, schließlich wird er seiner ursprünglichen Bezeichnung Theatrum orbisterrarum – „Theater der Welt“ mehr als gerecht. Das Konsultieren von Karten kann zwar das Fernweh, das es verursacht, mildern, sogar das Reisen ersetzen, ist aber zugleich weit mehr als eine ästhetische Ersatzbefriedigung. Wer den Atlas aufschlägt, begnügt sich nicht mit dem Aufsuchen einzelner exotischer Orte, sondern will maßlos alles auf einmal – die ganze Welt. Die Sehnsucht wird immer groß sein, größer als die Befriedigung durch das Erreichen des Ersehnten. Ich würde den Atlas heute noch jedem Reiseführer vorziehen.“
Die Loris KünstlerInnen nehmen unter anderen die ästhetischen und politischen Parameter der Kartierung zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Erforschung der Kartografie. Es geht da bei um Sichtweisen auf die Welt, um deren Vermessung, um die Verortung und Sichtbarmachung topografischer Parameter sowie um Methoden der Aufzeichnung wie Kartierung, Mapping, Notation. Im Zentrum der Ausstellung Land in Sicht steht eine Gemeinschaftsarbeit, die sich als Collage an der Wand hin zu einer raumbezogenen Installation öffnet. Die Collage bildet eine assoziative Versammlung unterschiedlicher Materialien zum Thema. Sie bleibt unabgeschlossen und greift mit vielen Querverweisen in den Raum. Es werden Vernetzungen und Zusammenhänge hergestellt, die offen sind für vielfältige Betrachtungsweisen. Die Arbeitsweise zeigt, wie heterogen und kontrovers die Bezüge innerhalb der Gruppe der Loris-KünstlerInnen sind, die ihre Sicht auf die Kartografie aus fotografischer Perspektive entwickeln. Land in Sicht eröffnet Einblicke in einen diskursiven künstlerischen Prozess und verleiht aktuellen Arbeitsergebnissen Sichtbarkeit.
Land, ho!
Maps are very familiar to us. With our smart phones we always carry some about with us, ready to be consulted anytime and anywhere. They help us find orientation, our way across city and country. At the same time we forget all too often how cartography is closely intertwined with power-sustaining knowledge. Not only political maps marking borderlines and allocating dominions are of power-political significance. Topographical maps, too, with their finely drawn lines and colorful markings, lending visibility to elevations and rifts as well as locating geographical territories, serve as instruments of power; at times they also serve as tools of warfare. Yet when we open up an atlas and behold the play of colors and shapes we may easily fall for the aesthetic appeal of maps:
“Cartography should finally be numbered among the poetic genres and the atlas itself the belleslettres; after all, it is more than doing justice to its original designation Theatrum orbis terrarum – ‘Theater of the World’. Though the consultation of maps may soothe the very yen for distant places it causes, it is at the same time more than an aesthetic ersatz satisfaction. Those who open up an atlas do not make do merely with visiting individual exotic places, rather, and exorbitantly so, they demand everything at once – the entire world. That longing will always be great, grater than the satisfaction arrived at by reaching the desired. Even today I would prefer the atlas over any travel guide.”
The Loris artists take, among other things, the aesthetic and political parameters of mapping for a starting point of their artistic investigation into cartography. It is all about ways of perceiving the world, its measuring, the localization and visualisation of topographic parameters as well as methods of recording such as mapping or notation.
The centerpiece of the exhibition Land in Sicht is a collective work, a wall-hung collage opening itself towards a spatially oriented installation. The collage has an associative assemblage of different materials for its theme. It remains unfinished and, with many cross references, reaches out into the surrounding space. Cross linkages and connections open to many modes of perception are created. The work method demonstrates the markedly heterogeneous and controversial character of relations within the Loris artists’ group developing their photographic perspective oncartography. Land in Sicht opens up insights into a discursive artistic process and lends visibility to current work results.
Zitat: Judith Schalansky, aus Atlas der abgelegenen Inseln
Painted from memory
Painted from Memory
Galerie Loris, Berlin | C-Print | 30x40cm und 80x80cm
Entstanden zwischen 2009 – 2013
11.1 – 8.2 2014
Der subjektive Blick
Die Flüchtigkeit zu bannen ist eines der wesentlichen Merkmale der Fotografie. Mit seinem subjektiven Blick schaut der Fotograf Oliver Krebs auf die Frakturen die eine Welt im Wandel zeichnen. Er komponiert dabei Bilder die besonders durch ihre Beileufigkeit, dem verfliessen von bekannten Demarkationslinien gerecht werden.
Zentrum seiner Arbeiten bildet dabei nicht das Schicksal des Einzelnen, sein Augenmerk ist auf den Zwischenraum gerichtet, der umschreibt, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Hier wird die Beziehung sichtbar, in der wir untereinander und zu unserer Umgebung stehen. In gewisser Weise ist dies der suchende Blick auf ein verschwindendes Zentrum.
Dabei bewegt sich seine Fotografie in einem Spannungsfeld von Spontanität, wie wir sie aus der „Street Photography“ kennen, und einem abstrakten Blick, der auf der Suche nach malerischen Qualitäten ist. Zwischen diesen Polen zentrieren sich die Bilder, dort wo der Blick auf diesen Transformationsprozess frei wird.
Als Medium dient dabei die gesamte Palette der fotografischen Techniken, Mittelformat, Kleinbild sowie die Digitalfotografie.
The subjective view
With his subjective view, the photographer Oliver Krebs, captures the fleetingness of today’s society. His intention is to grasp hold of the evolving results from the centrifugal forces of accelerating change. His photographs focus on the facets and demarcation lines of this social transformation.
The focus of his work is not on the fate of the individual, his attention is directed further, to the “in between” space, that describes what keeps our society together. Here the relationship how we relate to each other and to our environment becomes apparent. In its way, this is the view of a vanishing center.
In doing so, his photography explores the tension between spontaneity, as we know from “Street Photography” and an abstract view, which is in search of painterly qualities. The images materialize between these poles, where the view of this transformation process becomes clear.
He uses the full range of photographic techniques; medium format, 35mm as well as digital photography.
Januar 1, 2014